Ein halbes Leben für die IT

Ende Juni zieht er sich aus dem operativen Geschäft zurück: Erwin Buchegger, Mitgründer und CFO von innosolv AG. Seine ganze Laufbahn, ein halbes Leben also verbrachte er in der IT. Er hat innosolv mitgeprägt, er brachte die Firma voran. Und auf spielerische Weise zeigte er wieder und wieder: Wie überzeugt man Interessenten von einem guten Produkt?

Erwin Buchegger ist Wahl-Thurgauer, aufgewachsen in Egnach TG. Er liebt die sanft hügelige Landschaft, die Dörfer und Städtchen unweit vom Bodensee. In Egnach macht er seine Lehre, bei der Gemeindeverwaltung. Im Welschland hat er eine erste Stelle, dann kehrt er nach Egnach zurück, arbeitet bei der Raiffeisenbank. Hier entdeckt er seine Leidenschaft für die IT. 1978 beginnt Erwin bei der Ruf Buchhaltung AG, Filiale St. Gallen (später Ruf Datensysteme AG). Sehr schnell steigt er dort auf zum Projektleiter für Gemeindesoftware. In dieser Funktion lerne ich ihn kennen.

Ein Inserat im St. Galler Tagblatt​

Blick zurück ins Jahr 1983: Gerade habe ich die Rekrutenschule beendet, nun suche ich Arbeit in der IT. Ein Inserat von Ruf im St. Galler Tagblatt spricht mich an.

Die IT steckt zu jener Zeit in den Kinderschuhen. Programmiersprachen heissen «Assembler», «Cobol» und «Basic». Und «Computer» bedeutet damals: proprietäre Hardware, wenig Speicher auf Magnetplatten, eintönige Bildschirmmasken und rudimentäre Programme. Die Hardware steht im Vordergrund, nicht die Software und schon gar nicht der Anwender. Das wird sich in den nächsten Jahren schnell ändern.

Vorstellungsgespräch in St. Gallen: Erwin Buchegger empfängt mich herzlich, unkompliziert; so ist sein Wesen. Schon einen Tag nach dem Gespräch bekomme ich den Zuschlag. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Schon bald arbeiten wir eng zusammen, wir ergänzen uns gut.

Die Erfindung der Roadshow​

Anfang der achtziger Jahre touren wir gemeinsam für Ruf durch die Lande. In Restaurants und Mehrzweckhallen demonstrieren wir, zwei Enthusiasten, die neuesten Programme. Allein der Umstand, dass wir zu den Kunden gehen und nicht sie zu uns, hat damals grossen Effekt. Bei einer Roadshow leitet Erwin plötzlich einen Kurs: «Wie führe ich eine Buchhaltung?»

Die Software verkauft sich dabei fast wie von selbst. Einmal will ein Ruf-Kunde etwas Besonderes: Die Minuszahlen sollten auf Ausdrucken bitte in Rot erscheinen. Wir zerbrechen uns den Kopf, aber: Mit vernünftigem Aufwand ist der Wunsch schlicht nicht zu realisieren.

Updates auf Disketten

​«Ein anderer Kunde reklamierte, seine Daten würden immer wieder gelöscht», erinnert sich Erwin Buchegger. Nach einer Analyse über mehrere Tage und einem Besuch vor Ort stellt sich heraus: Der Kunde kümmert sich zwar jeden Abend um seine Daten. Doch er sichert sie nicht – er macht einen Restore.

Software-Updates versendet man damals auf Disketten. «Am Telefon bitten wir einen Kunden, die Diskette aus der Verpackung zu nehmen. Dabei löst er die ganze Plastikhülle ab. Da war sie natürlich nicht mehr zu brauchen», sagt Erwin Buchegger und lacht.

Wir gründen eine Firma – und noch eine​

1993 gründen Erwin, zwei weitere Kollegen von Ruf und ich die Firma Concept AG. Zusammen mit NCR entwickeln wir Karat, eine Lösung für Gemeinden und Energieversorger. Karat kommt aber nie zum Einsatz. Denn bald schon kauft AT&T die Firma NCR – und steigt wenig später aus dem Markt aus. Glück für uns: Kurz vor der Übernahme haben wir Concept an NCR verkauft.

Wir glauben an den Markt, und wir glauben an unsere Chance. 1996 gründen wir deshalb die innosolv AG. Zu Beginn sind wir acht Mitarbeitende. Firmensitz ist die alte Färberei Sittertal in St. Gallen, ein maroder Industriebau. Im Winter frieren wir, im Sommer rinnt der Schweiss. Und die Zeit drängt: Noch vor dem Jahr 2000 will innosolv eine neue Branchenlösung auf den Markt bringen. Und wir schaffen es! Erwin Buchegger hilft mit Erfahrung und dem richtigen Gespür für die Kunden.

Erwin, der Virtuose​

Legendär sind Erwins Präsentationen. Sie sorgen mit dafür, dass der Kundenkreis stetig wächst. Anfangs präsentiert Erwin die Software nach Drehbuch, doch das ist ihm schnell zu wenig. Also macht er einen Versuch: Kurz zeigt er die Highlights, dann bezieht er die Menschen vor ihm, die Kunden mit ein. Sie nennen ihre Wünsche, und er zeigt ihnen fast spielerisch, wie unsere Lösung diese Wünsche erfüllt. Erwin Buchegger ist in seinem Element, das Echo jedes Mal phänomenal.

Einmal, beim Einrichten einer Präsentation, fällt sein Notebook herunter, der Bildschirm zersplittert. Ob die Hardware dennoch mitmacht? Sie macht mit, und ab sofort gehört Wettingen zu unseren treuen Kunden.

Restaurant Bären, Seedorf BE (1998)

Wettlauf vor den Kunden

Auf einer anderen Veranstaltung werden zwei Lösungen live miteinander verglichen – eine Herausforderung, denn die Themen sind vorab nicht bekannt. Der Mitbewerber zeigt je einen Geschäftsfall mit seiner Lösung, Erwin demonstriert denselben Fall mit der Lösung is-e. Schnell zeigt sich: is-e arbeitet schneller, effizienter, transparenter. Beispiel: Die Korrektur einer Abrechnung dauerte statt gefühlter zwanzig Minuten beim Mitbewerber mit is-e nur wenige Minuten. In den folgenden Jahren werden fast alle Teilnehmer dieser Veranstaltung auf is-e umsteigen.

Kundentag Stade de Suisse, Bern (2006)

2003 stellen wir unsere Software an einer Tagung für Energieversorger in Yverdon vor. «Es war mir schon etwas mulmig, die Lösung vor über vierzig Teilnehmern auf Französisch zu präsentieren», erzählt Erwin später. Doch alles geht gut, der Eintritt in den neuen Markt gelingt. In der Folgezeit kaufen die ersten neun Versorger aus dem Welschland unsere Lösung.

Nur die Ruhe bewahren!​

Auch die Präsentation in Mendrisio wird allen Beteiligten in Erinnerung bleiben. Kurz vor zwölf kommt er an, und wie abgesprochen will er alles gleich einrichten. Programmänderung – nach fünf Minuten wird das Büro geschlossen. Nun heisst es: Ruhe bewahren! Die Vorbereitung läuft später besonders zügig, vor den Anwesenden. Und die Präsentation leitet Erwin dann gar auf Italienisch, um wirklich alle, alle im Raum zu erreichen.

Nach und nach übernehmen unsere Vertriebspartner das Zepter bei Präsentationen, manchmal unterstützt durch Spezialisten von innosolv. Erwin Buchegger konzentriert sich von nun an auf Administration, Buchhaltung, Marketing. Mit Bravour plant und gestaltet er auch Messen und Kundentage – Erwin, unser Organisationstalent.

Was macht man eigentlich im Ruhestand?​

Ende Juni zieht sich Erwin Buchegger aus dem operativen Geschäft zurück. Fragt man ihn, wie er ab Juli seine Zeit gestalten wird, hört man Wendungen wie: «Boot auf dem Bodensee, Haus und Garten», auch «Velofahren mit E-Bike» und «Wandern in der Schweiz».

Aber dem Unternehmen bleibt Erwin Buchegger natürlich verbunden: im Verwaltungsrat der innosolv AG. Den Weg der Firma wird er also auch künftig mitbestimmen. Darüber bin ich froh. Und ich freue mich auf viele weitere gemeinsame Erlebnisse und Herausforderungen.

Aber erst einmal sage ich danke, im eigenen Namen und im Namen aller Mitarbeitenden von innosolv. Lieber Erwin: Danke für deine Energie und Deine Beharrlichkeit zum Nutzen der Firma. Danke für die vielen guten Jahre.​

Thomas Peterer, CEO von innosolv

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